Einige litauische Historiker, J. Ycas und B. Kviklys, sind der Auffassung, dass die Gemeinde Kretingale während der Reformation, um 1550 entstanden ist. Andere Kirchenhistoriker, darunter die Deutschen A. Hamoch, H. Kurschat und J. Sembritzki, sehen deren Ursprung in der Mitte des 17. Jahrhunderts.
Der Bau begann 1652, hierbei handelte es sich zunächst um keine Kirche, sondern nur um eine Holzkapelle. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Kirchengemeinde Kretingale auch offiziell anerkannt. Zu dieser gehörten 72 Dörfer, von denen einige noch unter gleichem Namen existieren, wie Karklininkai, Paupuliai, Simkai, Pakamoriai, Vytauciai, Medikiai.
Innerhalb von 80 Jahren verfiel die hölzerne Kapelle zusehends, so dass sie 1741 abgerissen wurde und aus Feldsteinen eine 23,5 m lange und 11,5 m breite Kirche mit einem Holzturm erbaut wurde. Wie die Meister später sorgfältig berechneten, kostete diese 1066 Taler, 26 Groschen und 9 Pfennige. 50 Jahre später, 1792, musste der Holzturm repariert werden. 1801 wurde dieser trotz Reparaturen durch einen Sturm in Schieflage gebracht. Er musste abgerissen werden. Der heute bestehende Turm wurde 1875 gemauert. Damit nahm das Unglücke aber nicht sein Ende. Im Siebenjährigen Krieg wurde die Kirche von russischen Truppen geplündert. Alles Tragbare wurde geplündert. Selbst eine der zwei Glocken wurde mitgenommen. In Friedenszeiten gelang es, diese Glocke ausfindig zu machen und 1788 zurück nach Kretingale zu holen.
Schriftliche Quellen haben eine Reihe von Einzelheiten zu den in der Pfarre tätigen Pfarrern archiviert, einschließlich zu deren Haushalten, wie sie typisch für das Leben der Geistlichen in Kleinlitauen waren.
Die Gemeinde Kretingale kümmert sich um ihr Gebetshaus. Das Innere der Kirche wird immer wieder renoviert und ausgeschmückt. Im 19. Jahrhundert hatte die Kirche einen Altar mit Kanzel zwischen zwei Säulen im korinthischen Stil. Darüber befanden sich eine kunstvolle und im Rokoko-Stil verzierte Siegesflagge, Gottes Schäflein und zwei Urnen. Auf dem Tisch des Altars standen versilberte Kerzenständer, geschmückt mit Elementen der Renaissance. Außergewöhnlich waren auch die sakralen Gefäße, vergoldete und silberne Kelche, zwei Hostienschalen. Der Taufschemel aus geschnitztem Holz dürfte die Arbeit eines begabten örtlichen Handwerkers gewesen sein. Das Innere der Kirche war mit zwei Kronleuchtern aus Messing geschmückt (einer war mit dem Datum 1784 versehen) und mit Gemälden der Apostel. Die 1895 für 3000 Mark gekaufte Orgel war reichlich mit Ornamenten und Figuren im Rokoko-Stil verziert. Diese ganze Komposition war von der Silhouette eines Adlers gekrönt.
Heute hat die Gemeinde in Kretingale noch 70 Gläubige, die Messe wird vom Pfarrer Saulius Varanavicius gelesen.
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