Sprachlicher Weg. Umgebung von Priekule (I)

Laden Sie GPX herunter
Kurz über die Route
38 km
30 min.
Route Oberfläche
65%
35%

Die neue Ortsumgehung von Priekule verbessert die Verkehrsanbindung von Silute und noch weiter gelegenen Gebieten mit Klaipeda. Gleichzeitig wird der Ortskern von Priekule vom Transitverkehr entlastet, wobei jedoch die alte Straße von Dovilai über Kisiniai, Sernai, Rokai, Butkai, Voveriskiai und Stragniai durchtrennt wurde. Diese Chaussee war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Hauptverkehrsader zwischen Priekule und Klaipeda. An dem einst wohlhabenden Dorf Voveriskiai wurde diese Chaussee mit Eichen bepflanzt (und nicht mit den billigeren Birken wie anderswo), da man hier in der Lage war prunkvoller zu leben. Von Dovilai aus in Richtung Priekule fahrend findet man noch viele alte kleinlitauische Höfe, in der Nähe von Voveriskiai auch besonders hübsche. Hier gedenkt man auch des goldenen Zeitalters der Bücher, als diese von enormer Wichtigkeit waren, mit Goldstaub bedeckt, schmuckvoll, aber von den wenigsten problemlos lesbar in gebrochenen Schriften gedruckt. Wenn man sich näher mit der Vielfalt der Bücher im Memelland befassen möchte, mit weltlicher und geistlicher Literatur und Zeitungen, so kann man dies in zwei Museen in Priekule tun, in der Gedenkstätte für Ieva Simonaityte und im Museum für Freiheitskampf und Widerstand.

Selbst heute finden die Besitzer alter Höfe immer noch auf den Dachböden oder zwischen Brettern versteckt alte Zeitungen, entfalten die vergilbten Blätter und sind erstaunt von dem reichen Leben der Vergangenheit, dem Streben nach Bildung und Bewahrung des Litauertums. Und wie, waren doch die Litauer in dieser Region gewohnt, dass die Messe in der Kirche und der Schulunterricht auf Litauisch erfolgte, und das nicht irgendwie, sondern in gut verständlichem, schönem Litauisch. In dieser schönen Sprache wurden auch die Bücher geschrieben, angefangen von der Bibel bis hin zu didaktischer Literatur für die Freunde von Spirituosen. Und wenn irgendein deutscher Pfarrer nicht gut litauisch sprach, dann versammelte sich die Gemeinde lieber zu Hause zum Gebet, dafür gab es sogar spezielle Räume in den geräumigen Versammlungsgebäuden. Entlang dieser Route finden Sie zahlreiche alte Friedhöfe, auf denen man die Namen berühmter kleinlitauischer Familien lesen kann, von Buchschmugglern, Aktivisten, Publizisten, Kulturschaffenden. Manchmal sind die Namen jedoch schon unlesbar geworden. Können wir die Erinnerung wiederbeleben und uns besinnen? Aus den früheren Zeiten kann man lernen, wie man den Geist der Nation auch in schweren Zeiten, die immer mal wieder auftreten, bewahren kann. Man kann alles überstehen, wenn man weiß, wie die Geschichte war und wie sie sein muss. Davon handelt das Schaffen von Ieva Simonaityte und ihre ganze Tätigkeit, von der Arbeit als Sekretärin bei „Egle“ bis hin zum Kampf für den Erhalt von architektonischem Erbe in der Sowjetzeit, den herausragenden litauischen Pfarrern Endrikis Endrulaitis, Vilius Gaigalaitis, dem Landwirt, Politiker und Aktivisten Martynas Reisgys, dessen Brüder Mikas und Kristupas und deren Nachfahren, von der Haltung von Endrius Karalius zu Staatsangelegenheiten, der litauischen Gesellschaft „Viltis“, deren Chronik von Vilius Asmys verfasst wurde, der Buchhandlungen in Priekule ...

Nach einer Stunde der Besinnlichkeit am Grab des Vaters von Simonaityte, Jurgis Stubra, auf dem Friedhof Ziaukai fahren wir weiter auf der Straße, die Zeuge der Bemühungen um den Erhalt des litauischen Volkes und deren Wunsch nach einem eigenen Staat war, der sich schließlich erfüllte. Wir halten an der Schule Rokai, wo einst der künftige Ehemann von Simonaitytes Schwester Ilze Stubraite, Jonas Uzpurvis, als Lehrer tätig war. Weiter besuchen wir den ehemaligen Kiliai-Hof (von Jurgis Stubra), die Friedhöfe in Rokai und Butkai, von denen man sagt, dass hier unbekannte Teilnehmer des Aufstands von 1831 bestattet sind. Wir besuchen Vilius Asmys, dessen Haus sich kaum verändert hat.  Nicht verändert haben sich auch die Gebäude der Höfe von Martynas Klimkaitis und der Familie Pareigys, nur dass deren Schicksal verschieden ist ...

Auf den Spuren von Eve überqueren wir die Schnellstraße in Richtung Stragnai II und kehren bei Birute, der Tochter des berühmten Teilnehmers von „Viltis“ Endrius Karalius (das Vorbild von Vilius Karalius) in deren schmuckes und geräumiges Haus neben dem Gutshaus Stragnai ein, neben dem die außergewöhnlichen Gräber der letzten Gutsbesitzer Rudaitis und ihres Schwiegersohns, der als Jäger bekannt war, sowie des Veranstalters Kurt Baltzer, der sein Leben bei einem Unfall verlor, als er bei einer Zeremonie zu Ehren des Präsidenten Antanas Smetonas vom Pferd fiel.

Wem könnte das von Martynas Reisgys in Grieziai gebaute Haus nicht gefallen? Eben jener Martynas, der nie vom Litauertum Abstand nahm, der sein Haus verlor und im KZ Mauthausen ermordet wurde? Auch dessen Brüder Mikas und Kristupas sind nicht in Vergessenheit geraten. Hier in Priekule stehen ihre Häuser, hier sind sie bestattet. Wir lassen uns im Zentrum von Priekule nieder, am Denkmal „Heiligabend Eve“ unter der Eiche „Viltis“. Hierbei handelt es sich nicht einfach um einen Baum, wie auch beim Sommerhaus der Schriftstellerin an der Flussbiegung, wo wir nicht nur in den von ihr geschriebenen Büchern blättern, sondern auch in den Büchern aus ihrem Besitz, von der Bibel bis hin zu mehrbändigen Enzyklopädien. Wir gehen nun im Vingis-Park spazieren, die Stimmen der Mitglieder von „Viltis“ hallen noch nach, und bleiben an der Holzskulptur der Drucker stehen.  Wir fahren weiter am Saal von Balas und Bosardas vorbei, wo oft die Versammlungen von „Viltis“ stattfanden, am Haus des standhaften Lehrers Martynas Krukis vorbei zum benachbarten Haus von Ane Reisgyte-Dugniene. Wir besuchen das Museum für Freiheitskampf und Widerstand, wo aufgrund der gesammelten Zeugnisse zur Verbannung und den Partisanen dieser Gegen ein Buch herausgegeben wurde und wo man auch alte Druckerzeugnisse, Bücher und Erzählungen über die Stadt Priekule sehen kann. An der Chaussee nach Klaipeda befindet sich Dituva, wo einst die Brüder Gustavas und Liudvikas Kursaitis, Brüder des berühmten Sprachwissenschaftlers Professor Friedrich Kurschat, Lehrer waren. Sie halfen dabei, linguistisches Material und Folklore im Memelland zu sammeln. Der Sohn des früh verstorbenen Gustavas, Alexander Theodor Kurschat, war ebenfalls Sprachwissenschaftler.

Die Route umfasst 25 Objekte. Während man von einem Objekt zum nächsten fährt, entdeckt man, wie vielfältig die Schicksale der Leute in der Region Priekule des Memellands miteinander verwoben sind. Darunter Universitätsprofessoren und einfache Dorfbewohner, deren gemeinsames Schicksal vom litauischen Wort geprägt wurde, in Schrift und Sprache. An bekannten Objekte, die Sie vielleicht schon oft besucht haben, entdecken Sie vielleicht bisher wenig beachtete Kleinode. Sie lernen auch weniger bekannte geschichtliche Orte kennen, zu denen man durch Feld und Wald gelangt und die in touristischen Plänen meist nicht verzeichnet sind. Am Ende der Route befindet sich eines der ärmsten Dörfer des Memellands. Auf dem Friedhof von Vaskiai, auf dem kein einziges Grab erhalten ist, wurde einer der damals reichsten Personen Kleinlitauens bestattet, Jokubas Peteraitis, der auf seine Weise dazu beigetragen hat, das Litauertum zu fördern. Am Rande des Friedhofs stehen Bienenstöcke und die Bienen summen ihre Version über die Fortsetzung des litauischen Lebens.

Vielleicht kommt irgendwann eine Zeit, in der bewusstere oder mehr in die Geschichte der Heimat vertiefte Personen alte Denkmäler wiederherstellen oder neue Zeichen errichten, die der Geschichte einen Sinn geben. Das Erneuern der Gräber bedeutender Personen, von Erinnerungstafeln und namenstragenden Bäumen und anderen Markierungen können nicht nur unsere Kenntnisse über die Heimat vertiefen, sondern auch über ehemals mächtige Imperien.

 Die Route, die Sehenswürdigkeiten auf der Route und weitere Informationen finden Sie HIER


Die Streckenführung wurde von der Kommunalverwaltung des Landkreises Klaipeda erstellt,
und zwar von der Korrekturleserin Daiva Beliokaite.

Bewertungen

Kommentieren

Smartphone App / Audioguide

Es ist ein interaktives, innovatives, modernes technologiebasiertes Lern- und Kulturbewusstseinstool für litauische und ausländische Besucher, um wichtige und einzigartige Objekte des kulturellen Erbes und berühmte Personen in unserem Land kennenzulernen